Lyrik

"Monatsgedichte"

In trauter Verborgenheit


Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.

 

Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein,
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.

 

Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht.

 

Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.

 

Was ist das für ein Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.

 

Kein Wetter kann uns verdrießen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schließen
Hübsch feste die Türen zu.

 

(Wilhelm Busch)

Herbsgedicht

 

Der Frühling


Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen.
Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo sich Feste verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.


Hölderlin, Friedrich (1770-1843)

 

Theodor Storm: Februar

 

O wär im Februar doch auch,
Wie's andrer Orten ist der Brauch,
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.

Erich Kästner


Der Januar


Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.


Die Amseln frieren.
Und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.
Und wär so gerne gelb und blau und rot.


Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,
tanzt auf dem Eise stolz der Januar.
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.
Es heißt, die Tage würden wieder länger.
Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.


Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man’s auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern
und, außer uns, viel besser werden soll.


Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Krieg?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.

Georg Trakl

Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt.
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.

Dezemberlied

  

Franz Grillparzer    

 

Harter Winter,  streng und rauch,
Winter,  sei willkommen!
Nimmst du viel,  so gibst du auch,
Das heißt nichts genommen!

Zwar am Äußern übst du Raub,
Zier scheint dir geringe,
Eis dein Schmuck,  und fallend Laub
Deine Schmetterlinge,

Rabe deine Nachtigall,
Schnee dein Blütenstäuben,
Deine Blumen,  traurig all
Auf gefrornen Scheiben.

Doch der Raub der Formenwelt
Kleidet das Gemüte,
Wenn die äußere zerfällt,
Treibt das Innere Blüte.

Die Gedanken,  die der Mai
Locket in die Weite,
Flattern heimwärts kältescheu
Zu der Feuerseite.

Sammlung,  jene Götterbraut,
Mutter alles Großen,
Steigt herab auf deinen Laut,
Segenübergossen.

Und der Busen fühlt ihr Wehn,
Hebt sich ihr entgegen,
Lässt in Keim und Knospen sehn,
Was sonst wüst gelegen.

Wer denn heißt dich Würger nur?
Du flichst Lebenskränze,
Und die Winter der Natur
Sind der Geister Lenze!

 


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November-Gedicht von Heinrich Seidel (1842-1906)

 


 

November                                                       

 

Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein
Und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist die wahre Pracht.

Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und sie durcheinander wirbelt
und sie hetzt ohn' Unterlass:
Ja, das ist Novemberspaß!

Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
ihren feuchten Himmelstau
ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen:
Wie sie pochen, wie sie klopfen!
Und an jeder Traufe hängt
Trän' an Träne dicht gedrängt.

O, wie ist der Mann zu loben,
der solch unvernünft'ges Toben
schon im Voraus hat bedacht
und die Häuser hohl gemacht!
So dass wir im Trocknen hausen
und mit stillvergnügtem Grausen
und in wohlgeborgner Ruh
solchem Gräuel schauen zu!

Meine Deutschlehrerin - Wise Guys

Denk ich an damals zurück, bin ich noch immer völlig hin,

dann merke ich, dass ich auch heute noch verliebt in sie bin.

Sie war'ne wunderbare Frau mit schulterlangem, blondem Haar.

Sie war die Frau, die wo für mich die allereinzigste war.

Sie war für mich von Anfang an so wundervoll gewesen.

Sie lehrte mir das Schreiben und sie lehrte mir das Lesen.

Ihre Haut weicher wie Samt, und sie war ne richtig Schlanke.

Nein, ich werde nie vergessen, was ich sie verdanke.

Ich liebe ihr noch immer, sie raubt mich heute noch den Sinn:

Meine Deutschlehrerin.

Ich mache nie Prognosen und werd's auch künftig niemals tun,

doch ich habe mir geschwört: Ich werd nich eher ruh'n

als bis wenn ich sie mal endlich meine Liebe gesteh',

weil ich durch das, was sie mich lernte, die Welt viel klarer seh'.

Sie war so gebildert, sie war so unglaublich schlau

weil sie wusste wirklich alles von Betonung und Satzbau.

Sie war 'ne Frau, die wo so unbeschreiblich viele Dinge

wusste, dass ich sie als Dank dafür den Liebeslied hier singe.

Ich liebe ihr noch immer...

Sie war die erste große Liebe, die Liebe meines Lebens.

Doch ich kam zu spät, denn sie war leider schon vergebens.

Eines Tages ist sie mit dem Mathelehrer durchgebrennt.

Diesen Typen hasse ich dafür zu hundertzehn Prozent!

Aber ihr lieb ich noch immer...

 

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